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Leopold Mozart – Sinfonia in G, Sinfonia in D

Leopold Mozart – Sinfonia in G, Sinfonia in D
Mit einem biographischen Abriß von Josef Mancal 

hrsg. von Roland Biener

Das Stadtarchiv Augsburg bewahrt unter den Musikalienbeständen des Mozarthauses eine große Anzahl handschriftlicher Kopien von Werken Leopold und Wolfgang Amadeus Mozarts auf, die 1955 vom Oberösterreichischen Benediktinerstift Lambach erworben werden konnten. Leopold Mozart, am 14. November 1719 in Augsburg geboren, hatte möglicherweise bereits in seiner Studienzeit in Salzburg den späteren Lambacher Abt Amandus Schickmayr kennengelernt und dadurch erste Kontakte zum Kloster geknüpft. Für die Jahre 1767 und 1769 sind Aufenthalte der Mozarts im Kloster Lambach nachgewiesen. Die reiche Musikpflege der Benediktiner in Lambach und deren lebhaftes Interesse an den Werken Leopold Mozarts belegt der 1768 angelegte Katalog der Musikalien der Klosterbibliothek, der eine große Anzahl seiner Sinfonien verzeichnet.

Mit der vorliegenden Edition werden die bei Cliff Eisen und Wolfgang Plath unter den Signaturen G14 und D22 verzeichneten Werke nun erstmals publiziert. Für die Datierung gilt der Katalog von 1768 als Terminus ante quem; Stil, Besetzung und Umfang lassen jedoch auf eine Entstehung um 1755 schließen.

Hinweis: bei Wißner vergriffen, weiter erhältlich bei Trio Musikedition

www.trio-musik.de

Rezensionen

Neues von Leopold

Verlag Wißner publiziert sechs Sinfonien des Mozart-Vaters

Insbesondere Amateur-Orchester und Streicher-Kammermusiker dürfte eine neue dreibändige Partituren-Publikation des Augsburger Verlags Bernd Wißner interessieren. Sie widmet sich sechs Sinfonien des aus Augsburg stammenden Leopold Mozart, von denen fünf zum ersten Mal überhaupt verlegt worden sind.

Die Herausgabe verdankt sich dem Forschungsprojekt "Leopold Mozart" an der Universität Augsburg – gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und ausgeführt unter Leitung der Musikwissenschaftsordinaria Marianne Danckwardt. Erschienen sind die drei Bände innerhalb der Reihe "Documenta Augustana" vom Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg. Sie umfassen eine Sinfonia in G und D (Band 4 der Documenta Augustana, 19.80 DM) die Sinfonien F 5 und D 6 (Band 6, 29.80 DM) und die Sinfonien D 11 und G 3 (Band 7, 29.80 Mark). Alle sechs Sinfonien sind mit erster/zweiter Violine, Bratsche und Basso besetzt, dazu kommen in drei Fällen noch Hörner und in einem Fall Hörner plus Oboen. Das dazugehörige Stimmenmaterial ist über den Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Uni Augsburg erhältlich.

Eine der Sinfonien wurde bereits schon einmal editiert, die "Sinfonia pastorale" (allerdings ohne Hornstimmen). Alle drei Bände enthalten einen kritischen Bericht, so dass Musiker bei einer Einstudierung der Werke nicht "alleine" gelassen werden. Der Großteil des originalen Notenmaterials zu den jetzt gedruckt vorliegenden Leopold-Mozart-Sinfonien (zeitgenössische Abschriften) befindet sich in Augsburg. Herausgeber sind Christian Broy und Roland Biener.

Augsburger Allgemeine, 22.05.2001

Sechs Sinfonien von Leopold Mozart

Zwischen Sinfonie und Sinfonie besteht bekanntlich ein großer Unterschied, je nachdem, aus welcher Zeit und von welchem Verfasser sie vorliegen. Bei den hier vorgestellten Sinfonien Leopold Mozarts darf man sich nicht Werke im Umfang der späteren seines Sohnes, Haydns oder gar Beethovens vorstellen - es sind sehr viel kürzere Stücke, geschrieben für Streichorchester, teilweise unter Einbeziehung zweier Hörner, die D-Dur Sinfonie zusätzlich mit zwei Oboen. Mit Ausnahme der F-Dur Sinfonie (F5), die ein - übrigens recht hübsches - Menuett aufweist, dessen Trio über einem chromatisch geführten Baß gearbeitet ist, sind die anderen hier vorgelegten Sinfonien dreisätzig. Die Machart ist im Prinzip bei allen ähnlich: Die Sätze sind in der Regel zweiteilig angelegt und kadenzieren zum Ende des ersten Teiles in die Dominante. Vorherrschend ist eine zweischichtige Anlage: die Violinen sind häufig unisono geführt - dagegen stehen die ebenfalls gekoppelten Unterstimmen, die sich oft unisono oder häufig auch in Terzparallelen bewegen. Die Kürze der Sätze läßt natürlich keinen Raum für thematische Entwicklung - von Durchführung im späteren Sinne kann man noch nicht sprechen. (Als Beispiel seien die Satzbezeichnungen und die Länge der Sätze zu der oben erwähnten Sinfonie in F-Dur angegeben: Allegro 36 T., Andante 60 T., Menuet/Trio 20/ 36 T., Allegro 43 T.) Es sind hübsche Stücke, Spielmusiken; nicht allzu schwer, aber durchaus delikat in der Gestaltung ihrer Ausführung. Gerade die Durchsichtigkeit der häufig zwei- oder dreistimmigen Anlage schult das Ohr und ist dem exakten Zusammenspiel dienlich.

Natürlich ist das Interesse an diesen Sinfonien auch dem Umstand geschuldet, daß Leopold Mozart der Vater eines Genies war - zumal wenn man bedenkt, daß er über lange Zeit auch in kompositorischen Fragen Einfluß auf seinen Sohn hatte.

Den Ausgaben ist jeweils ein gründlicher kritischer Bericht beigelegt. Aufführungsmaterial ist bei den Herausgebern erhältlich.

Michael Goldbach, das liebhaberorchester, Heft 1, April 2002

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